Vorstellung Frühjahrsgutachten für Handel und Handelsimmobilien
Am 12. Mai 2021 um 9:30 Uhr fand die exklusive Vorstellung des Frühjahrsgutachten für Handel und Handelsimmobilien, vorgestellt und erläutert von Michael Gerling, Mitglied des Rates der Immobilienweisen und Marco Atzberger, EHI Geschäftsleitung, statt. Anschließend diskutierten wir gemeinsam mit unserer Vorstandsvorsitzenden Christine Hager die Perspektiven und die sich daraus für die nächsten Wochen ableitenden Entscheidungen.
Der Handel wächst, doch der Teufel liegt im Detail
Laut Statistischem Bundesamt ist der Handel 2020 kräftig gewachsen. Erstaunlich, sowohl stationärer als auch Online-Handel haben im vergangenen Jahr trotz Lockdown mehr Umsatz erwirtschaftet als im corona-freien Jahr 2019. Doch beim Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamtes müsse Michael Gerling vom EHI Retail Institute zufolge differenziert werden. So würden Online-Umsätze stationärer Händler auch als stationäre Handelsumsätze gewertet. Weil Handelskonzerne wie z.B. Media Markt Saturn mittlerweile schon rund die Hälfte ihres Umsatzes im Netz erwirtschafteten, dürfe der Marktanteil des Online-Handels nicht wie vom Statistischen Bundesamt ausgewiesen 12,5% sondern eher bei 15% liegen.
Nebenlagen und Shopping-Center haben Nachholbedarf
Die unterschiedliche Entwicklung der Branchen bedeutet mit Blick auf die Immobilienwirtschaft auch eine unterschiedliche Entwicklung der Lagen. Während Fachmarkt-Center, Toplagen und sogenannte Mixed-Use-Immobilien als relativ krisensicher eingeschätzt werden, verlieren besonders Nebenlagen und Shopping-Center. Hoher Leerstand und kaum noch Neueröffnungen sind die Folge. Investoren und Vermietern raten die Experten von Schnellschüssen ab. Lieber kurzfristig etwas Rückgang in Kauf nehmen, langfristig aber die Qualität behalten. Christine Hager vom GSCP sieht Vermieter, Städte und Händler in der Pflicht, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten. Eine klare Profilierung sei dringend notwendig, um auch zukünftig ein bedarfs- und funktionsgerechtes Angebot zu schaffen.
Forderung an die Politik: Mehr Hilfen, Sonntagsöffnung und Digitalisierung
Michael Gerling beklagt viel zu niedrige Staatshilfen und befürchtet nach Ende der Aufhebung der Insolvenzpflicht ein regelrechtes Händlersterben. Insbesondere die Deckelung, die Reduzierung auf Fixkosten und die viel zu geringen Werte für Warenabschriften könnten vielen Händlern das Genick brechen. Auch in Sachen Digitalisierung sei bei vielen Händlern erheblicher Investitions- und Beratungsbedarf. Sonntagsöffnungen dürften kein Tabuthema mehr sein, um langfristig blühende Innenstädte zu gewährleisten.